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«Einschränkungen»
2004
Auswahl von 7 Fotografien aus der Serie
 


Der Himmel ist verhängt mit stacheligen Drähten?– und wir denken an Stacheldraht, an Gefängnis, an Konzentrationslager. Doch eigentlich ist das, was uns Tiziana De Silvestro präsentiert, kein Zaun, kein Grenze, kein Hindernis, sondern Lichtträger der gewohnten, da regelmässig wiederkehrenden Art: die Weihnachtsbeleuchtung einer Grossstadt. Einschränkungen hat Tiziana De Silvestro eingefangen, Schranken, die uns auf Schritt und Tritt begegnen: Baustellen – Abschrankungen, Verkehrsampeln, Mauern, Geländer. Häufig sind sie auf den Fotografien unscharf wahrzunehmen, zumeist stehen sie im Vordergrund. Deutlicher müssen sie auch nicht erscheinen – wir wissen, was gemeint ist. Die Schranken haben sich uns längst eingebrannt in Auge und Seele. Wo ein Zaun steht, halten wir an oder wechseln die Richtung, selbst wenn er leicht zu überwinden wäre. Warum eigentlich?, fragt die Fotografin. Und sie hat versucht, die mentalen Einschränkungen ins Bild zu rücken. Die Mauern, Zäune und Drähte auf ihren Fotografien sind Zeichen von Denk- und Handlungsweisen. Es sind statische Gebilde, die aber durchaus etwas tun können, wie hindern, stören, bremsen, lenken. Es spielt darum auch eine untergeordnete Rolle, dass die Bilder in Hongkong aufgenommen wurden. Zäune sehen überall gleich aus. Die Frage ist vielmehr, was sie verhindern können.
Lilo Weber, Kulturjournalistin

 


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